Archiv der Kategorie: Europäische Außengrenzen

Redebeitrag auf der Friedensmahnwache am 6. März 2022 in Oldenburg

Liebe Freund*innen, liebe Mitstreiter*innen,

ich halte heute einen Redebeitrag in Name der Seebrücke und afghanische Community Oldenburg. Danke an die Veranstalter*innen für die Möglichkeit, unsere Perspektive hier einzubringen. Für diejenigen, die uns nicht kennen: Die Seebrücke ist eine Bewegung, die seit bald vier Jahren die Kämpfe von Menschen auf der Flucht unterstützt und  für das Recht auf Bewegungsfreiheit und für Sichere Häfen als solidarische Orte der Zuflucht eintritt. Mein Name ist Hassan Amiri , ich komme aus Afghanistan und muss seit Monaten die schlimme Folgen des Versagens der Politik ertragen. Unsere Menschen leiden an Hunger, haben keine Rechte und sind den terroristischen Handlungen des Terror-Regime ausgesetzt. Wir solidarisieren uns mit den Menschen in der Ukraine und mit den Menschen, die von dort flüchten. Wir solidariseren uns mit ihnen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, ethnischen Zugehörigkeit, Religion und Hautfarbe.  Wir solidarisieren uns mit allen Menschen, die vor Krieg fliehen, ihr Zuhause und den Ort, an dem sie leben wollen, vielleicht für immer hinter sich lassen und gezwungen sind, eine Reise ins Ungewisse anzutreten. Weiterlesen

Globales Gedenken an auf der Flucht verstorbene Menschen am 6. Februar 2022 – BEWEGUNGSFREIHEIT IST EIN MENSCHENRECHT!

Wir beteiligen uns am „Global Commemor Action“, einem globalen Gedenktag des Kampfes gegen tödliche Grenzregime und für die Forderung nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für durch Grenzen getötete Menschen und ihre Familien.

 

Aus dem Aufruf der Initiator*innen:

„Wir sind Angehörige und Freund*innen von Menschen, die an den Land- oder Seegrenzen Europas, Afrikas und Amerikas gestorben sind, vermisst werden oder verschleppt wurden.

Wir sind Menschen, die auf der Suche nach Schutz, Sicherheit und einer besseren Zukunft den Versuch überlebt haben, Grenzen zu überwinden.

Wir sind solidarische Bürger*innen, die Migrant*innen während ihrer Reise helfen, indem sie ihnen medizinische Hilfe, Lebensmittel und Kleidung zur Verfügung stellen und sie in gefährlichen Situationen unterstützen, damit ihre Reise sicher beendet werden kann.

Wir sind Aktivist*innen, die die Stimmen dieser Migrant*innen gesammelt haben, bevor sie verschwanden, die versuchen, die anonymen Leichen in den Grenzgebieten zu identifizieren und ihnen ein würdiges Begräbnis ermöglichen.

Wir sind eine große Familie ohne Grenzen und Nationalitäten, die gegen die an allen Grenzen der Welt verhängten Todesregime ankämpft und für das Recht auf Migration, für Bewegungsfreiheit und für globale Gerechtigkeit für alle kämpft.“

Jahr für Jahr werden wir Zeug*innen des systematischen Sterbenlassens an den Grenzen und in den Lagern, die durch Abschreckung davon abhalten sollen, das Recht auf Migration wahrzunehmen. Wir dürfen diese Menschen nicht vergessen! Wir wollen und werden zu dem, was geschieht, nicht schweigen!

Migrieren, um zu leben, nicht um zu sterben!

Es geht um Menschen, nicht um Zahlen!

Bewegungsfreiheit für alle!

 

Zum Hintergrund des Gedenktages:

Am 6. Februar 2014 tötete die spanische Grenzpolizei mindestens 15 Menschen, die versuchten, über die Grenze bei Tarajal in die spanische Enklave Ceuta zu gelangen. Nach jahrelangen Gerichtsverfahren sprachen spanische Gerichte die Beamt*innen der Guardia Civil frei, da sie der Meinung waren, dass kein Verbrechen begangen worden war. Den Opfern und ihren Familien ist bis heute keine Gerechtigkeit widerfahren!

Am 6. Februar 2019 trafen sich in Oujda Gruppen von Familienangehörigen von Verstorbenen, Vermissten und/oder Opfern des Verschwindenlassens zur ersten Gedenkaktion und um die Gewalt an den Grenzen anzuprangern. Das Massaker von Tarajal ist ein Symbol für das, was seit über 20 Jahren jeden Tag geschieht: Opfer ohne Gerechtigkeit, Gräber ohne Namen, Grenzen ohne Rechte. Deshalb wurde in Oujda beschlossen, den Weg des Gedenkens jedes Jahr am 6. Februar fortzusetzen, um den Schmerz in kollektive Aktionen zu verwandeln.

Diese mindestens 15 getöteten Menschen stehen dabei für die inzwischen tausenden von Menschen, die tagtäglich an den europäischen Auẞengrenzen erfrieren, verhungern und ertrinken in der Hoffnung, dass dieses Europa ihnen Schutz, Sicherheit und eine Lebensperspektive gibt.

Am 6. Februar wollen wir gemeinsam der Getöteten gedenken und den Tag zum globalen Kampftag gegen tödliche Grenzregime und für Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigungen für Opfer und deren Angehörige dieser tödlichen Grenzregime machen!

Der Gedenktag ist unter anderem initiiert von der Initiative „Missing at the borders“, die es sich zum Ziel gemacht hat, den Stimmen der Angehörigen von an Grenzen verschollener und verstorbener Menschen eine würdevolle Plattform zu geben. So sollen sie die Möglichkeit haben, ihre Trauer zum Ausdruck zu bringen. Hier geht es zur Internetseite der Initiative: https://missingattheborders.org/en/ Hier findet ihr zahlreiche Videos über vermisste Menschen und Interviews mit deren Familien: https://missingattheborders.org/en/testimonials Bei vielen Videos sind automatisch erzeugte Untertitel vorhanden.

Redebeitrag zur Kundgebung zu Freiheit, Menschenrechten und Sicherheit in Afghanistan am 18.12.2021

Dieser Redebeitrag wurde von einer Aktivistin der Seebrücke Oldenburg verlesen.

Deutschland muss Verantwortung für die zugesagte Evakuierung von afghanischen Ortskräften und anderen Unterstützer*innen, die aufgrund dieser Unterstützung heute in Lebensgefahr schweben,  übernehmen. Als Anwältin ist es meine Aufgabe, Menschen dazu zu verhelfen, Ihre Rechte verwirklichen zu können. Durch die Aufnahmezusage der damaligen Bundesregierung haben ca. 18.000 afghanische Ortskräfte sowie besonders gefährdete Personen, wie zum Beispiel Jurist*innen und Menschenrechtsaktivist*innen, und ihre Familien das Recht auf den Erhalt eines humanitären Visums und die legale Einreise nach Deutschland. Bis heute sind jedoch die meisten nicht in Feutschlamd angekommen. Dabei ist die Lage ernst, alleine nach offiziellen Angaben der UN sind bereits über 100 afghanische Sicherheitskräfte seit der Machtübernahme der Taliban gezielt ermordet worden.

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