Wir freuen uns sehr über das Motto der heutigen ersten Maidemonstration: Oldenburg eine Stadt für alle. Diese Utopie und Richtschnur für politische Interventionen ist auch für uns, die Seebrücke Oldenburg, handlungsleitend.
Eine Stadt für alle, eine solidarische Stadt. Darunter verstehen wir Teilhalbe und ein sicheres Leben für alle Menschen, die hier wohnen. Für alle muss es möglich werden, politisch und kulturell aktiv zu sein. Auch muss es für alle Optionen für ein „Gutes Leben“ geben. Es ist eine Utopie, die uns sehr deutlich macht, was zu ändern ist und uns auffordert, ganz konkret darüber nachzudenken, welche Handlungsmöglichkeiten es in der Kommune gibt, im Alltag und in der Politik. Wir müssen Druck erzeugen, so dass die kommunale Verwaltung, aber auch die Wirtschaft die Verhältnisse transformieren muss.
Eine Stadt für alle, bezieht sich nicht nur auf Menschen mit einem gültigen Pass bestimmter Nationalstaaten. Dies schließt vor allem auch Menschen ein, die hier wohnen und keinen gesicherten Arbeitsplatz haben. Menschen, die hier ohne Papiere leben. Arbeitsmigrant*innen, die in der Pflege, in der Landwirtschaft oder Fleischindustrie schuften. Dies verlangt von uns, Abschiebungen zu verhindern, uns einzusetzen für den Abbau von strukturellem Rassismus und weiteren Mechanismen, die unsere Gesellschaften hierarchisiert. Zwischen uns und der Utopie der „Stadt für alle“ stehen die kapitalistische Verwertungslogik, die nationalstaatliche Ordnung der heutigen Gegenwart, strukturelle Rassismen und Ausgrenzungsmechanismen. Jede Abschiebung, jede rassistische Polizeikontrolle, jedes menschenunwürdige Lager, jedes queerfeindliche Gerichtsurteil und jeder verschwörungsideologische Montagsaufmarsch steht dieser „Stadt für alle“ im Wege. Genau wie Ausbeutung, Verdrängung und Repression. Wir müssen uns die Frage stellen: Wem gehört die Stadt? Und wem sollte sie gehören? Wie wollen wir sie gemeinsam gestalten?
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